Agil zum Ziel

Endress+Hauser entwickelt das IIoT-Ökosystem Netilion in kleinen Schritten. Anwender können so schnell und einfach Nutzen aus ihren Daten ziehen – und sichergehen, dass das Angebot punktgenau ihre Bedürfnisse trifft.

Text: Christine Böhringer
Fotografie: Christoph Fein
Netilion Team working

DIGITALIZATION

Im stillen Kämmerlein sehr viel Zeit in ein Konzept und dann ebenso viel Zeit in seine exakte Umsetzung stecken: So wurde lange in vielen Unternehmen Software entwickelt. „Im Ergebnis sind viele dieser Projekte gescheitert, weil sie an den Bedürfnissen der Kunden vorbeigegangen sind – oder weil sich die Anforderungen in der Zwischenzeit geändert hatten“, erklärt Andreas Hofmann. Der IT-Experte und Softwareingenieur verfolgt deshalb einen anderen Ansatz, um bei Endress+Hauser mit seinem Team das cloudbasierte IIoT-Ökosystem Netilion auszubauen: „Wir arbeiten mit agilen Methoden wie Scrum. Das führt zu kurzen Produkteinführungszeiten – und dazu, dass Anlagenbetreiber ohne aufwendige Installationen schnell Mehrwert aus ihren Feldgeräte-Daten ziehen können.“

Das Herzstück von Netilion ist die Netilion Cloud, in die Feldgeräte-Daten geschickt werden. Darauf aufbauend existieren spezifische webbasierte Anwendungen – die Netilion Services. Aktuell gibt es sechs; alle sind mithilfe von Sprints entstanden. „Dabei brechen wir eine Software auf einzelne kleine Funktionalitäten herunter, die beim Kunden zu einem Mehrwert führen sollen, und programmieren diese immer innerhalb von zwei Wochen“, sagt Andreas Hofmann. Die Ergebnisse stellen die Entwickler dann bis zu 70 internen Zuhörern vor, die sehr engen Kontakt zu Kunden aus vielen Branchen haben. Manchmal sind auch interessierte Kunden dabei. So entwickelt Endress+Hauser nicht am Bedarf vorbei. „Wir nähern uns in vielen kleinen Schritten dem wahren Kundennutzen“, sagt der Teamleiter. Diese Beweglichkeit sei auch nötig: „Die Welt ist nicht mehr komplex, sondern chaotisch. Es kann sich alles immer wieder unvorhersehbar ändern.“

Ist die Software lauffähig, wird sie möglichst schnell veröffentlicht und mit Pilotkunden weiterentwickelt. Gemeinsam ist den Services die einfache und intuitive Anwendung: „Die Nutzerinnen und Nutzer können sofort loslegen“, sagt Andreas Hofmann. Die Apps helfen ihnen etwa, den Gerätestatus zu überwachen, gerätebezogene Dokumente zu organisieren oder von überall auf Messwerte zuzugreifen. Welch gewaltigen Unterschied dies bedeuten kann, zeigt das Beispiel von Netilion Analytics. Mit dem Dienst lässt sich die installierte Basis digital erfassen und verwalten. „Gegenüber der manuellen Erfassung bringt Netilion eine Zeitersparnis von 70 Prozent“, erklärt Andreas Hofmann. Servicetechniker müssen jetzt nicht mehr tagelang durch die Anlagen laufen. „In Sachen Effizienzsteigerung ist das eine echte Erfolgsstory“, so der Softwareexperte.