Schritt für Schritt

Energie- und Ressourceneffizienz, Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft: Die grüne Wende fordert Unternehmen weltweit heraus. Endress+Hauser begleitet Kunden auf diesem Weg – als zuverlässiger Partner, mit präziser Messtechnik und einem Gespür für nachhaltige Ideen.

Fragen: Christine Böhringer
Fotografie: Andreas Mader
Michael Sinz, Director of Strategic Business at Endress+Hauser

Ein starker Hebel

Klima- und Umweltschutz sind derzeit die großen Treiber der industriellen Produktion in Europa. Wie Endress+Hauser den erfolgreichen Wandel zu mehr ökologischer Nachhaltigkeit in allen Branchen unterstützt, erklärt Michael Sinz, der Leiter des strategischen Geschäfts.

TRANSFORMATION

Sie entwickeln das Geschäft der Endress+Hauser Gruppe mit Schlüsselkunden aus allen Branchen. Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit für diese Kundengruppe?

Einen sehr großen! Alle, wirklich alle Unternehmen beschäftigen sich mit dem Thema. Im Zentrum stehen klar ökologische Aspekte, seit der Klimakonferenz in Glasgow noch einmal verstärkt die Dekarbonisierung. Weltweit gehen alle Branchen die Energiewende mit voller Kraft an. Aber auch Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft nehmen als weitere Kernthemen Fahrt auf.

 

Weshalb geht es jetzt so schnell voran?

Es gibt ein breites Commitment zum Klimaschutz, von der Gesellschaft, den Investoren und den Regierungen. Parallel sind speziell bei der Dekarbonisierung die für Unternehmen notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen und Formalisierungen geschaffen worden. CO2-Reduktion ist quasi jetzt schon intrinsisch ins Wirtschaftssystem integriert: Legen sich Unternehmen auf Klimaziele fest, müssen sie gemeinsam mit ihrer ganzen Lieferkette daran arbeiten, um sie zu erreichen. Alle müssen sich also wandeln. Ich bin überzeugt: Dieser Effekt wird sich auch bei anderen Umweltthemen einstellen.

 

Wo liegen aktuell die größten Herausforderungen für die Kunden auf dem Weg zur nachhaltigen Transformation?

Sie alle müssen Produktionsprozesse anpassen, optimieren oder ganz neu etablieren, zugleich aber weiterhin wirtschaftlich für steigende Bedarfe produzieren. Das erfordert massive Investitionen und die schnelle Adaption neuer Technologien. Die Dimensionen der Veränderung und die Schwerpunkte der Maßnahmen unterscheiden sich natürlich, auch ausgehend von der Abhängigkeit von fossilem Kohlenstoff: Die Öl- und Gasindustrie muss sich neu erfinden, die Stahlindustrie auf wasserstoffbetriebene Direktreduktionsanlagen umrüsten, die Zementindustrie ihre größtenteils prozessbedingten Emissionen abscheiden. Die Chemieindustrie muss alternative Rohstoffquellen finden, Plastik recyceln, neue Produkte entwickeln. Bei der Pharma-, der Lebensmittel- und der Life-Sciences-Industrie liegt das Augenmerk auf Energieund Ressourceneffizienz; hier ist auch das Einsparen von Wasser ein großes Thema.

MICHAEL SINZ

Michael Sinz entwickelt als Director Strategic Business das globale Geschäft der Firmengruppe mit Schlüsselkunden, die eng mit Endress+Hauser zusammenarbeiten. Der Physiker arbeitet seit über 25 Jahren in der Unternehmensgruppe. Nach einer Station in der Produktentwicklung für Füllstandsmesstechnik war er für Endress+Hauser elf Jahre in China tätig, zuletzt als Marketing-Direktor. Seit seiner Rückkehr in die Schweiz liegt sein Fokus auf dem strategischen Geschäft. Zudem kümmert er sich von Vertriebsseite um Nachhaltigkeitsaudits.

Michael Sinz, Director of Strategic Business at Endress+Hauser

Wie unterstützt Endress+Hauser die Kunden bei diesem Wandel?

Präzise und verlässliche Messungen sind grundlegend, um diese Herausforderungen zu meistern. Messungen liefern Einblicke in Prozesse und helfen, diese sicher, energieeffizient und ressourcenschonend zu gestalten. Kunden können dadurch mit unseren Geräten und Lösungen gezielt ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern sowie gleichzeitig ihre Kosten auf Anlagenebene verringern. Messtechnik ist also ein starker Hebel. Und wenn Sie Schlagworte wie Wasserstoff, CO2-Abscheidung und -Nutzung oder E-Auto-Batterien hören, können Sie ebenfalls ganz sicher sein, dass hier unsere Geräte mit im Spiel sind: Durch unsere Nähe zu den Kunden, unsere Bereitschaft, langfristig mit ihnen zusammenzuarbeiten, von ihnen zu lernen und ihre spezifischen Herausforderungen so gut wie nur möglich zusammen zu bewältigen, haben wir uns diese Bereiche früh erschlossen und diese neuen Gebiete von Anfang an begleitet.

 

Werden Partnerschaften in Zukunft noch wichtiger werden?

Auf jeden Fall, denn nur durch Kollaboration lässt sich Nachhaltigkeit mit Wachstum verbinden. Um bis Mitte des Jahrhunderts Klimaneutralität zu erreichen, aber ebenso für eine erfolgreiche Digitalisierung, das andere große Zukunftsthema unserer Industrie, braucht es langfristige und zuverlässige Partnerschaften. Alle Beteiligten tragen im Zusammenspiel Puzzleteile zur Lösung bei, die perfekt ins Gesamtgefüge passen müssen. Kunden erwarten heute neben Qualität, Liefertreue, Anwendungskompetenz, Innovationsfähigkeit und globaler Reichweite als weiteres Kriterium Nachhaltigkeit auf allen Ebenen. Gemeinsame Visionen und Werte werden wichtiger.

 

Wie beeinflussen die sich verändernden Bedürfnisse die Entwicklung von Endress+Hauser?

Auf Produktseite haben wir in den vergangenen Jahren das Analysegeschäft mit Inline- und Online-Messverfahren gestärkt. Kunden überwachen damit qualitätsrelevante Parameter, um ihre Prozesse in Echtzeit zu optimieren und effizienter zu machen. Natürlich beschäftigen wir uns auch mit IIoT-Lösungen. Die digitale Vernetzung schafft noch mehr Transparenz, und zwar im gesamten Wertschöpfungsnetzwerk. Mit Hilfe Digitaler Zwillinge lassen sich Prozesse bereits beim Engineering simulieren und dadurch ressourcen- und energieeffizient auslegen. Auch ins Produktdesign fließen Nachhaltigkeitsaspekte verstärkt ein: Für die Biotechnologie mit ihren Single-Use-Systemen entwickeln wir zum Beispiel Geräte, bei denen Teile recycelt werden können. Und natürlich machen wir uns Gedanken, wie wir unser Portfolio in Zukunft sinnvoll dekarbonisieren können. Nachhaltigkeit treibt also auch uns zu Innovationen an!