Gemeinsam zum Ziel

Endress+Hauser will bis 2050 klimaneutral wirtschaften und muss dafür auch die Lieferketten dekarbonisieren. Wie alle Beteiligten diesen Weg Hand in Hand beschreiten, erklärt Nachhaltigkeitsexpertin Janaina Fagundes.

Text: Kirsten Wörnle
Fotografie: Kristoff Meller
Janaina Fagundes, senior expert for corporate social responsibility, next to Endress+Hauser products.

Endress+Hauser hat sich wie die gesamte produzierende Industrie weltweit auf den Weg zu mehr Nachhaltigkeit gemacht. Wir wollen weg von fossilen Energien und unsere Geschäfts- und Produktionsprozesse klimafreundlicher gestalten. Dabei stellt unser Unternehmen wie viele andere fest: Den größten Anteil an unserem CO₂-Fußabdruck machen die Treibhausgasemissionen aus, die entlang unserer vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten in Scope 3 anfallen. Allein ein Drittel entsteht im Einkauf, weil wir viel Stahl und Aluminium in unseren Messgeräten verbauen.

Wenn wir also bis 2050 klimaneutral werden wollen, dann müssen auch alle Akteure in der Lieferkette ihre Emissionen auf netto null fahren. Schon bis 2034 wollen wir in Scope 3, wozu auch unsere Lieferanten beitragen, 35 Prozent weniger CO₂ ausstoßen. Endress+Hauser Flow, das Kompetenzzentrum für Durchflussmesstechnik, ist deshalb auf Lieferanten zugegangen, deren Güter besonders viel Emissionslast mit sich bringen: Wir schließen mit ihnen derzeit Vereinbarungen ab, um wie viel Prozent sie ihren CO₂-Fußabdruck bis 2034 reduzieren werden, und stellen gemeinsam Handlungspläne auf. Darin vermerken unsere Lieferanten unter anderem, welches Maßnahmenset sie konkret ergreifen – ob sie zum Beispiel auf regenerative Energien umstellen, Prozessverbesserungen umsetzen oder geschlossene Heizsysteme einrichten.

Transparenz schaffen

Wir selbst werden wie alle anderen Endress+Hauser Kompetenzzentren bis Ende dieses Jahres den CO₂-Fußabdruck unserer wichtigsten Produkte berechnen. Dazu erfassen wir die Belastung der einzelnen Bauteile. Das ist hochkomplex: Nehmen wir zum Beispiel Prowirl F 200, ein Durchflussmessgerät nach dem Wirbelzählerprinzip. 

Es besteht aus 425 Teilen von 69 direkten Lieferanten und vielen Unterlieferanten. Aufgrund der der hohen Komplexität und der Vielfalt der Daten dürfte die Berechnungsungenauigkeit bei 40 Prozent liegen. Trotzdem ist dieser produktbezogene Fußabdruck schon jetzt ein wertvolles Instrument: Wir sehen, welche Bauteile eine besonders hohe CO₂-Last tragen und damit auch, wo unsere Schwerpunkte in Einkauf und Produktdesign liegen sollen.

Produkt-Empfehlung
Proline Prowirl F 200
Vielseitiges Durchflussmessgerät mit Nassdampferkennung und erstklassiger Messgenauigkeit
Proline Prowirl F 200 product image

Hier bei uns, wie in der produzierenden Industrie insgesamt, erleben
wir Tag für Tag die Transformation. Nachhaltigkeit wird zum Schlüsselfaktor für wirtschaftlichen Erfolg, nicht zuletzt, weil verschiedene Gesetzgebungen ein entsprechendes Reporting erfordern. Außerdem fallen in der EU ab 2026 mit dem CO₂-Grenzausgleichsmechanismus Kosten für den Import von CO₂-intensiven Waren an. Wer also nicht CO₂-reduziert produziert, verliert an Wettbewerbsfähigkeit. 

In Europa, Indien und China tauschen wir uns mit unseren Lieferanten persönlich in Foren über diese Themen aus. Es ist ein gemeinsames Lernen und Vorwärtskommen. Da wir schon immer auf verlässliche Beziehungen gesetzt haben, ist unsere Ausgangslage gut. Erfreulich ist die Dynamik, die ich beobachte. Noch Anfang 2023 hatten viele Lieferanten das Thema nicht auf dem Schirm. Jetzt, nur ein Jahr später, spüre ich Aufbruchstimmung. Es ist wie ein Stein, der ins Wasser fällt und immer weitere Kreise zieht.