Gemeinsam mehr erreichen
Warum bündeln SICK und Endress+Hauser ihre Kräfte in der Prozessautomatisierung? Welchen Nutzen ziehen Kunden aus der Kooperation? Und was braucht die Partnerschaft, um erfolgreich zu sein? Mats Gökstorp und Peter Selders geben Antworten.
Herr Gökstorp, was hat Sie bewogen, in der Prozessautomation den Schulterschluss mit einem anderen Unternehmen zu suchen?
Gökstorp: Wir sehen eine rasante und globale Veränderung in vielen Industrieunternehmen. Hohe Energiekosten, verbindliche Nachhaltigkeitsziele, politische, aber auch gesellschaftliche Erwartungen treiben enorme Transformationsprozesse voran. Unternehmen wollen und müssen ihre Produktionsprozesse also umbauen und energieeffizienter gestalten. Gleichzeitig können es sich Unternehmen nicht leisten, ihre Rentabilität aus den Augen zu verlieren, um in diesem Wandel erfolgreich zu sein. Darin sehen wir für uns eine große Marktchance. Gleichzeitig ist es so, dass die Prozessautomation bei SICK einen eher kleinen Teil ausmacht. Unser Kerngeschäft ist die Fabrik- und Logistikautomation, in diesen beiden Feldern generieren wir über 80 Prozent unseres Umsatzes. Deshalb sind wir zum Schluss gekommen, dass eine strategische Partnerschaft aus technologischer wie vertrieblicher Sicht sinnvoll ist. Und dass wir mit einem passenden Partner unsere Kunden besser unterstützen und von den Wachstumschancen stärker profitieren können.
Was hat dabei für Endress+Hauser als Partner gesprochen?
Gökstorp: Das war aus mindestens zwei Gründen sehr naheliegend: Zum einen ist Endress+Hauser genauso wie SICK in den eigenen Anwendungen technologisch führend – und die bestehenden Produktportfolios ergänzen sich sehr gut. Zum anderen sind sich die Unternehmen in vielen Dingen sehr ähnlich. Ich war also von Anfang an sicher, dass es technologisch, kulturell und menschlich passen würde, und das hat sich auf dem Weg zur Gründung der Partnerschaft auch bestätigt.
Herr Selders, warum ist es für Endress+Hauser sinnvoll, diesen Weg der Partnerschaft zu gehen?
Selders: Ganz einfach: Weil eins plus eins in diesem Fall mehr als zwei ergibt. Wir haben die Möglichkeit einer engen Zusammenarbeit sorgfältig geprüft und sind zum Schluss gekommen, dass das Bündeln unserer Kräfte in der Prozessautomatisierung beiden Seiten großen Nutzen bringt. Diese strategische Partnerschaft eröffnet Chancen für Wachstum und Entwicklung. Wir können gemeinsam in überschaubarer Zeit mehr erreichen als jedes Unternehmen für sich allein.
Endress+Hauser und SICK haben schon bisher auftrags-, kunden- und projektbezogen zusammengearbeitet. Was bedeutet die Partnerschaft darüber hinaus?
Selders: Wir haben bei Endress+Hauser Partnerschaften immer als Möglichkeit verstanden, miteinander etwas Neues aufzubauen; das ist in einer situationsbezogenen Zusammenarbeit nicht möglich. Wir wollen in der Partnerschaft gemeinsam wachsen und uns langfristig weiterentwickeln, indem wir durch Kooperation und in der Vernetzung, durch das Zusammenwirken der Menschen, Mehrwert schaffen für unsere Kunden. Technologie und Produkte sind wichtig, sie bilden die Grundlage unseres Geschäfts. Aber entscheidend sind die Menschen. Sie machen den Unterschied. Sie bringen sich mit ihrem Wissen und Können ein und mit ihrer Persönlichkeit. Darauf freuen wir uns!
Gökstorp: Unser gemeinsames Ziel ist, die Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette möglichst gut zu unterstützen. Wir wollen zusammen erstklassige Technologien und Dienstleistungen anbieten, um die Herausforderungen der Kunden optimal zu lösen. Gleichzeitig legen wir ein besonderes Augenmerk auf die Mitarbeitenden. Mein Ziel war auch immer, dass wir für die Mitarbeitenden gute Lösungen finden. Nur dann kann die Partnerschaft ein Erfolg werden.
„Wir wollen in der Partnerschaft gemeinsam wachsen und uns langfristig weiterentwickeln, indem wir durch Kooperation und in der Vernetzung, durch das Zusammenwirken der Menschen, Mehrwert schaffen für unsere Kunden.“
Peter Selders
CEO der Endress+Hauser Gruppe
Die Partnerschaft wird das Angebot von Endress+Hauser um Prozessanalyse- und Gas-Durchflussmesstechnik von SICK erweitern. Welche Vorteile haben die Kunden hiervon?
Selders: Unseren Kunden geht es darum, ihre Prozesse zu verbessern und ihre Effizienz zu erhöhen. Wenn wir dafür mehr Produkte aus einer Hand liefern, machen wir ihnen das Leben leichter. Die Gas-Durchflussmessgeräte von SICK ermöglichen zum Beispiel den Umstieg auf emissionsarme und auch nicht-fossile Energieträger; mit den Prozessanalysatoren lassen sich Emissionen zuverlässig überwachen. Diese Produkte ergänzen unser Portfolio in idealer Weise. Sie sind, wie unsere eigenen Produkte, qualitativ hochwertig und in ihren jeweiligen Anwendungen führend.
Um die Produktion und Weiterentwicklung der SICK-Prozesstechnik wird sich ein gemeinsames Unternehmen kümmern.
Was dürfen die Kunden von dieser Kooperation erwarten?
Gökstorp: Die Kunden werden einen professionellen Partner erleben, der die Stärken von Endress+Hauser und SICK vereint. Sie werden von einer Reihe neuer Lösungen in den Bereichen Emissionsüberwachung und Durchflusslösungen profitieren sowie von professioneller Beratung, um die beste Lösung für ihre Bedürfnisse zu finden.
Selders: Das Joint Venture wird in unser Netzwerk für Innovation, Produktion und Logistik eingebunden. Wir wollen auf mittlere Sicht durch Austausch und Zusammenarbeit gemeinsam an Dynamik gewinnen und Synergien heben. Aber erst einmal steht die Integration in die neuen Strukturen im Vordergrund. Das gegenseitige Kennenlernen, das Knüpfen von Kontakten und der Aufbau von Vertrauen. Wir begeben uns hier gemeinsam auf eine Reise.
Vertrieb und Service werden künftig über Endress+Hauser erfolgen. Was hat Sie dazu bewogen, die Vertriebs- und Serviceteams zu integrieren?
Selders: Eine gemeinsame Vertriebsorganisation bietet viele Möglichkeiten. Über unser globales Netzwerk können wir neue Kunden für die Prozessanalysatoren und Gas-Durchflussmessgeräte von SICK erreichen, Zugang zu weiteren Branchen schaffen und neue Anwendungsfelder erschließen. Zugleich sehen wir durch die SICK-Prozesstechnik auch mehr Chancen für unser aktuelles Portfolio. Voraussetzung dafür ist, dass die Spezialisten für alle diese Produkte sehr eng zusammenarbeiten, sich austauschen und abstimmen. Das erfordert eine übergreifende Organisation und auch eine gemeinsame IT-Infrastruktur. Überhaupt spielen digitale Plattformen und ein nahtloser Service eine immer wichtigere Rolle in der Interaktion mit Kunden. Deshalb ergibt diese tiefe Integration auf der Vertriebs- und Serviceseite in hohem Maße Sinn.
Gökstorp: Die Zusammenführung von Vertrieb und Service ist richtig und wichtig. Nur so können wir das gewaltige Know-how beider Unternehmen wirklich bündeln und unsere Kunden umfassender beraten und unterstützen. Gerade bei all den neuen Anwendungen, die die Industrie braucht, wird diese Zusammenführung für unsere Kunden von Vorteil sein.
„Dass die Produktportfolios komplementär sind, war eine Grundvoraussetzung für die Partnerschaft. Ohne eine gemeinsame kulturelle und wertebezogene Basis wären wir aber sicher nicht zusammengekommen.“
Mats Gökstorp
Vorsitzender des Vorstands der SICK AG
Der Vertrag ist im Sommer unterschrieben worden. Welche Aufgaben und Herausforderungen müssen bis zum Vollzug noch bewältigt werden?
Gökstorp: Zunächst einmal bin ich den vielen Kolleginnen und Kollegen auf beiden Seiten sehr dankbar, die die Unterzeichnung des Vertrags vorbereitet haben. Nun geht es darum, alles Nötige in die Wege zu leiten, damit das gemeinsame Unternehmen seinen Betrieb aufnehmen kann. Ganz konkrete Dinge rücken nun in den Fokus, zum Beispiel die Gestaltung der IT-Landschaft des Joint Ventures. Im Sinne unserer Kunden tun wir alles, damit wir das Geschäft nahtlos weiterführen können. Und natürlich bereiten wir den Wechsel unserer Experten aus Vertrieb und Service zu Endress+Hauser vor. Mir persönlich ist sehr wichtig, dass der Wechsel für die Menschen gut gelingt.
Beide Unternehmen betreten mit dieser engen Kooperation Neuland. Was hat Sie überzeugt, dass die Partnerschaft erfolgreich sein wird?
Gökstorp: Wie erwähnt, arbeiten Endress+Hauser und SICK bereits seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammen. Dass die bestehenden Produktportfolios technologisch komplementär sind, war eine Grundvoraussetzung für die Partnerschaft. Ohne eine gemeinsame kulturelle und wertebezogene Basis wären wir aber sicher nicht zusammengekommen. Letztlich gestalten Menschen solche Partnerschaften und führen sie auch zum Erfolg.
Selders: Unsere beiden Unternehmen verbindet so viel! Nicht zuletzt teilen wir die Überzeugung, dass wir mit unserer Arbeit zur Lösung großer gesellschaftlicher Aufgaben beitragen. Sowohl SICK als auch Endress+Hauser begreifen die nachhaltige Transformation als Chance. Dazu kommt, dass wir unsere Kräfte aus einer Position der Stärke heraus bündeln. Beide Unternehmen sind für sich erfolgreich am Markt. Aber wir sind überzeugt, dass wir gemeinsam mehr erreichen können: für unsere Kunden, für unsere Mitarbeitenden und für unsere Unternehmen. Darin hat uns die – trotz der Herausforderungen – immer konstruktive und zukunftsgerichtete Zusammenarbeit zur Vorbereitung der Vertragsunterzeichnung bestärkt.
Wenn wir uns in fünf Jahren wieder zu einem Gespräch treffen: Was wünschen Sie sich, das Sie dann über diese Partnerschaft sagen können?
Selders: Dass wir zurückschauen und sagen: Wir haben damals richtig entschieden. Wir haben zum richtigen Zeitpunkt gehandelt, um unsere Kunden gut in eine nachhaltige Zukunft zu begleiten – und die Themen, die sich uns in der Kooperation gestellt haben, gemeinsam gelöst.
Gökstorp: Ich möchte sagen können, dass wir für die Kunden und für die Mitarbeitenden bei SICK und Endress+Hauser eine zukunftsweisende und weitsichtige Entscheidung getroffen haben. Kunden, Mitarbeitende und auch die Gesellschaft sollen von unserer strategischen Partnerschaft langfristig profitieren, weil wir die vorhandenen Marktchancen genutzt haben. Und ich bin überzeugt, dass wir das gemeinsam erreichen werden.
Veröffentlicht am 08.10.2024, zuletzt aktualisiert am 21.10.2024.
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