Standardfrage
Der digitale Produktpass soll den Übergang zur Kreislaufwirtschaft unterstützen. Doch wie lässt er sich am besten umsetzen?

Woraus besteht ein Produkt? Welchen CO2-Fußabdruck hat es? Wie lässt es sich recyceln? Diese Fragen soll in Europa bald der digitale Produktpass beantworten. „Das ist ein Datensatz, der nachhaltigkeitsbezogene Informationen zu einem Produkt über dessen ganzen Lebenszyklus hinweg bündelt“, sagt Franz Durmeier, Head of Digital Integration bei Endress+Hauser. Die Idee: Einfach den Code am Produkt mit dem Smartphone scannen – und schon sieht die Technikerin die aktuelle Ersatzteilliste des Messgeräts, erhält der Entsorger eine Übersicht der verbauten Materialien. „Diese Transparenz soll dazu beitragen, dass nachhaltigere Produkte gekauft, diese länger verwendet und deren Rohstoffe besser zurückgewonnen werden. Damit unterstützt der digitale Produktpass die Kreislaufwirtschaft“, sagt Franz Durmeier.
Auch Endress+Hauser treibt die Umsetzung des Passes voran, der im Zuge des European Green Deals ab 2027 Pflicht wird. „Wir können dafür auf einen wahren Schatz von Daten zugreifen“, sagt Franz Durmeier. „Seit über 20 Jahren speichern wir alle Informationen und Dokumente zu unseren Geräten automatisiert in einer zentralen Datenbank.“ Fehlende Angaben wie der Stromverbrauch werden derzeit ergänzt. Eine Herausforderung ist die Bereitstellung der Daten. Diese sollen standardisiert, strukturiert und auch maschinenlesbar verfügbar sein, damit sie über Unternehmens- und Systemgrenzen hinweg ausgetauscht und genutzt werden können. „Anlagenbauer können so Daten zum CO2-Fußabdruck der Geräte übernehmen, Betreiber die Dokumentation in ihr ERP-System übertragen“, beschreibt der Integrationsexperte zwei Anwendungsfälle.
Alles im Fluss
Auch hier hat Endress+Hauser Vorarbeit geleistet. „Im Rahmen der Industrie 4.0 beschäftigen wir uns in verschiedenen Industriekonsortien schon lange damit, wie Daten nahtlos fließen können“, sagt Kévin Rueff, Head of Product Management bei Endress+Hauser Digital Solutions. So setzt Endress+Hauser digitale Zwillinge – digitale Abbilder von Messgeräten – bereits auf Basis der „Verwaltungsschale“ (Asset Administration Shell) um. Dieser Industriestandard ermöglicht es, Daten über ein Objekt automatisiert und strukturiert aus verschiedenen Quellen zu erfassen, unabhängig von Hersteller und System – und für jeden Anwendungsfall die benötigten Angaben zu liefern. „Diese digitalen Zwillinge sind für alle Produkte aus der Endress+Hauser Netilion-Cloud downloadbar. Heute enthalten sie das digitale Typenschild unserer Geräte – und künftig vielleicht den digitalen Produktpass“, sagt Kévin Rueff.
Veröffentlicht am 14.07.2025, zuletzt aktualisiert am 11.08.2025.
Tauchen Sie mit dem Newsletter von «changes» jeden Monat durch neue spannende Geschichten in die Welt der Prozessindustrie ein!
Newsletter abonnieren