Runde Sache
Gibt es Bakterien im Gärbottich, die das Bier verderben? Laboranalysen schaffen Klarheit, aber kosten Zeit. Ein neues System von Endress+Hauser ermöglicht nun schnelle Tests vor Ort – und das denkbar einfach.
QUALITÄTSSICHERUNG
Im Vergleich zu Wasser ist Bier ein sicheres Getränk. Fünf Prozent Alkohol, leicht saurer pH-Wert und kaum Sauerstoff – Salmonellen haben schon mal keine Chance. Allerdings gibt es andere Bakterien und Hefen, die sich an die Bedingungen angepasst haben: Diese sogenannten Bierschädlinge können im Laufe des Brauprozesses durch Rohstoffe, Anlagenteile oder beim Abfüllen ins Bier gelangen – und mit der Zeit dessen Qualität beeinträchtigen. Es schmeckt oder riecht dann anders, kann trüb und sauer oder durch schlechte Aromen ungenießbar werden.
Brauereien wollen derlei Verunreinigungen früh erkennen. Sie führen mikrobiologische Qualitätskontrollen durch, um die Ausbreitung der Keime, den Verlust ganzer Chargen oder gar Produktrückrufe zu verhindern. Der Goldstandard sind die aus der Corona-Zeit bekannten PCR-Analysen im Labor. „Der Arbeitsablauf mit etlichen Geräten in unterschiedlichen Räumen dauert dort dreieinhalb Stunden. Kommt noch der Transport der Probe hinzu, können von der Entnahme bis zum Ergebnis zwei Tage vergehen“, sagt Dr. Nicholas Krohn, Geschäftsführer von Endress+Hauser BioSense. Das Unternehmen verhilft Brauern jetzt mit einem neuen PCR-Analysesystem zu schnellerer Transparenz: Mit ihm können sie vor Ort selbst Proben auf bis zu 18 bierschädigende Bakterien oder Hefen testen. Das kleine Gerät ist einfach zu bedienen und liefert in unter 90 Minuten Ergebnisse.
Kerntechnologie des Systems ist die zentrifugale Mikrofluidik. Sie ermöglicht es, geringste Flüssigkeitsmengen auf kleinsten Raum zu steuern. „Dadurch können auf einer Kartusche komplette Laborabläufe automatisch auf Knopfdruck und ohne manuelle Eingriffe fürs Reagenzienhandling stattfinden. In der medizinischen Diagnostik sind solche Lab-on-a-Disc-Anwendungen schon verbreitet. Uns ist es gelungen, sie auf die industrielle Prozess- und Laborautomatisierung zu übertragen“, sagt Dr. Nicholas Krohn. Mit ausschlaggebend war auch eine innovative Methode der Probenkonzentration, die das zur Endress+Hauser Gruppe gehörende Unternehmen IST Innuscreen entwickelt hat. „Da das Verfahren ohne Zentrifugation, Filtration oder Flockung auskommt, braucht es auch hier weder Spezialausrüstung noch -ausbildung. Jede und jeder Mitarbeitende kann die Probe im Vorfeld der Analyse mit wenigen Handgriffen aufbereiten“, sagt Nicholas Krohn.
Veröffentlicht am 20.12.2024, zuletzt aktualisiert am 20.01.2025.
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