Nachhaltig erfolgreich
Bei den Milchwerken Berchtesgadener Land trifft konventionelle Landwirtschaft auf moderne Verfahrenstechnik. Die genossenschaftlich organisierten Bergbauern arbeiten bis heute sehr traditionell und extensiv. Dank Industrie-4.0-Technologie erwirtschaften sie dennoch überdurchschnittliche Erträge.
Die Gegend scheint geradewegs wie aus dem Werbeprospekt: Sanfte Täler, felsige Gipfel und liebliche Dörfer bestimmen das Bild des Berchtesgadener Lands. Selbst die Kühe, die in kleinen Herden auf den sattgrünen Weiden grasen, scheinen besonders zufrieden dreinzuschauen. Der Besucher gewinnt leicht den Eindruck: Wenn die Welt noch irgendwo in Ordnung ist, dann hier, im äußersten Südosten Bayerns.
Aber das Bild trügt. „Globale Umweltprobleme wie die Erderwärmung oder das Insektensterben sind längst auch bei uns angekommen“, berichtet Bernhard Pointner, Geschäftsführer der Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG in Piding. Er setzt sich intensiv mit diesen Themen auseinander – schließlich ist die natürliche Umwelt vor dem Fenster seines Büros die Grundlage für die Produkte der Molkerei. Er ist überzeugt: „Die Menschheit lebt auf Pump, auf Kosten künftiger Generationen.“
Durch und durch nachhaltig
Für die Molkerei Berchtesgadener Land ist Nachhaltigkeit deshalb kein Lippenbekenntnis. Der gesamte Betrieb ist konsequent auf Ökologie und Effizienz ausgerichtet. „Die Mitglieder unserer Genossenschaft haben beschlossen, sich aktiv gegen die Zerstörung des Planeten zu positionieren“, berichtet Bernhard Pointner. Umweltschutz, ein fairer Umgang mit Mensch und Tier sowie das Schonen der natürlichen Ressourcen sind deshalb seit vielen Jahren Programm.
Vor kurzem haben Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig beschlossen, den Einsatz von Totalherbiziden wie Glyphosat auf Grünland und Ackerflächen der Mitgliedsbetriebe ab sofort zu verbieten. Diese Einstellung verursacht zwar Aufwand, rechnet sich aber – gesellschaftlich wie finanziell. „Zum Glück“, betont Bernhard Pointner, „gibt es immer mehr Menschen, die bereit sind, für hochwertige, fair produzierte Produkte entsprechend zu bezahlen.“
Unter Kontrolle: Tausende Messgeräte helfen Florian Lexhaller (rechts), die Technik in den Anlagen der Molkerei zu optimieren.
Digitalisierung überall
Um die ökologische Vorreiterrolle behaupten zu können, setzt die Molkerei auf modernste Technik. Weit mehr als 100 Millionen Euro hat die Molkerei seit 1986 in Produktion und Logistik investiert. Die Milchwerke unterhalten eine eigene Flotte von Tanklastwagen, um täglich die Rohmilch einzusammeln. Die Tempomaten der LKW sind mit Navigationssystemen verknüpft und berücksichtigen die Gegebenheiten des bergigen Geländes beim Beschleunigen und Bremsen. So lässt sich jede Fahrt energetisch optimieren.
Der Molkereibetrieb wird stetig erweitert und erneuert, um Abläufe und Verfahren zu verbessern und weiterzuentwickeln. Hiervon zeugen die kürzlich fertiggestellte Energiezentrale ebenso wie die Baustellen der neuen Milchannahme und der CIP-Reinigungsanlage („Cleaning in Place“). „Die Digitalisierung der Anlagen ist unsere größte Herausforderung“, hält Geschäftsführer Bernhard Pointner fest. Bereits heute werden fast alle Messwerte über die Prozesse, die Hilfskreisläufe und die Energienutzung in einem Computersystem zusammengeführt.
Die Daten werden sowohl zu Überwachungszwecken als auch zur Anlagensteuerung verwendet. Dazu überzieht ein dichtes Netz an Messstellen den gesamten Betrieb. Die genaue Zahl der Instrumente kennt nicht einmal Andreas Holleis, der Leiter Prozessautomation – „aber es dürften in Summe einige Tausend sein“, schätzt er, „Tendenz steigend.“ Und fast alle tragen das blaue Endress+Hauser Logo.
Nachhaltiger Erfolg: Bio-Landwirt Johann Angerer profitiert als Genossenschafter von der klugen Unternehmensstrategie der Molkerei.
Vertrauensvoll und verlässlich
Für die Prozessmesstechnik setzen die Milchwerke Berchtesgadener Land praktisch ausschließlich auf Endress+Hauser als Lieferanten. Das hat auch einen ganz menschlichen Grund: Seit gut 25 Jahren betreut und begleitet Friedhelm Möginger aus dem technischen Büro München den Kunden. „Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Koordination von Drittparteien wie Anlagenbauern und Dienstleistern bei den vielen Projekten der Molkerei.“
Wenn die Messtechnik für ein neues Vorhaben spezifiziert wird, berät Friedhelm Möginger bei der Auswahl der Geräte, Komponenten und Systeme. „Die Herausforderung ist, einerseits für jede Aufgabe das richtige Messprinzip und die richtige Geräteausführung zu identifizieren“, erklärt der Vertriebsingenieur. „Andererseits soll die Typenvielfalt möglichst gering bleiben, um mit einem schlanken Ersatzteillager auszukommen.“ Dabei werden im Hygiene-Bereich ganz andere Ausführungen eingesetzt als in den Hilfskreisläufen. Besondere Anforderungen stellen auch die Reinigungs- und Desinfektionslösungen, die im CIP-Prozess verwendet werden.
Auf Seiten der Molkerei-Techniker herrscht Zufriedenheit nicht zuletzt mit der Qualität und Zuverlässigkeit der Endress+Hauser Geräte. „Es funktioniert halt einfach. Wir haben mit den Geräten kaum zu tun“, konstatiert Florian Lexhaller, der technische Leiter der Milchwerke. Natürlich, räumt er ein, habe es über die Jahre auch schon einmal da und dort Probleme gegeben. „Aber einen guten Partner erkennt man besonders dann, wenn es mal schwierig wird und eine Lösung gefunden werden muss.“
„Die Digitalisierung der Anlagen ist unsere größte Herausforderung.“
Bernhard Pointner
Geschäftsführer Molkerei Berchtesgadener Land
Hoher Wirkungsgrad
Jüngst hat die Molkerei eine neue Energiezentrale in Betrieb genommen – „ein echtes Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit“, sagt Geschäftsführer Bernhard Pointner mit Stolz. Eine Gasturbine erzeugt Strom aus Erdgas. Stattliche 1,6 bis 2,0 Megawatt elektrischer Leistung fließen direkt in die Milchverarbeitung. Insgesamt liegt der Wirkungsgrad der neuen Energiezentrale bei über 90 Prozent. „Die Turbine rechnet sich sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch.“
Die Molkerei nutzt die Abwärme der Gasturbine, um Dampf zu erzeugen. „Dampf ist die teuerste Energieform in einer Prozessanlage“, erklärt der technische Leiter Florian Lexhaller. „Wir benötigen in der Molkerei Dampf an vielen Stellen.“ Doch damit nicht genug: Die Restwärme der Dampfproduktion dient wiederum der Warmwassererzeugung, sowohl für den Prozess als auch zum Heizen der Bürogebäude. Messtechnik von Endress+Hauser hilft, die neue Anlage zu regeln und zu steuern, die Energieströme zu erfassen sowie die Energiekreisläufe zu überwachen.
200000000Euro
setzt die Molkerei Berchtesgadener Land jährlich um.
415Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
beschäftigt die Genossenschaft.
300000000Kilogramm
Rohmilch verarbeitet die Molkerei im Jahr.
27Milchkühe
stehen im Schnitt in den Ställen der Genossenschaftsmitglieder.
2Bienenvölker
leben auf dem Werksgelände als Zeichen gegen das Insektensterben.
Steile Hänge, harte Arbeit
Bio-Landwirt Johann Angerer kommt auf seinem kleinen Hof fast ohne Technik aus. Gerade einmal zehn Milchkühe zählt der Familienbetrieb – einer der kleinsten Höfe, die der Genossenschaft angeschlossen sind. Seine Wiesen bewirtschaftet der Bauer ohne die Hilfe von Maschinen: „Die Hänge sind so steil, dass ich keinen Traktor einsetzen kann. Das ist alles noch Muskelkraft!“
Wie die anderen Mitglieder der Genossenschaft profitiert Johann Angerer von den vergleichsweise hohen Preisen, die die Molkerei für die angelieferte Milch zahlen kann. Der Bauer steht deshalb voll und ganz hinter der Nachhaltigkeitsstrategie der Molkerei. „Das ist schon toll, wie die das machen“, sagt der Landwirt. „Und auf lange Sicht ist das auch der einzig richtige Weg.“ Während er spricht, recken seine Kühe immer wieder neugierig die Köpfe – ganz so, als wollten sie Johann Angerer beipflichten. Vielleicht ist die Welt im Berchtesgadener Land ja doch noch ein wenig mehr in Ordnung als anderswo.
Qualität und Effizienz: Die Molkerei Berchtesgadener Land erneuert und erweitert den modernen Betrieb ständig.
NACHGEFRAGT
„Offene Kommunikation ist das A und O“
Herr Möginger, was macht die Zusammenarbeit mit den Milchwerken Berchtesgadener Land für Sie besonders?
Der Qualitätsgedanke wird durchgehend gelebt. Wenn die Verantwortlichen der Molkerei davon überzeugt sind, dass eine Dienstleistung, eine Lösung oder ein Gerät von Endress+Hauser der Produktqualität zugutekommt oder die Effizienz steigert, wird auch Geld dafür in die Hand genommen. Und natürlich freut es mich, dass wir über viele Jahre ein so vertrauensvolles Verhältnis zu den Milchwerken Berchtesgadener Land aufgebaut haben!
Ein Großteil des Geschäfts läuft über Dritte wie Maschinen- und Anlagenbauer. Welche speziellen Anforderungen haben diese Ausrüster?
Für uns ist wichtig, die Standards des Kunden allen involvierten Parteien klar mitzuteilen und gut umzusetzen, damit am Ende nicht unterschiedliche Geräte für die gleiche Aufgabe verwendet werden. Als Vertriebsmitarbeiter muss ich außerdem neue Dienstleistungen, Lösungen und Geräte von Endress+Hauser nicht nur den Verantwortlichen der Molkerei, sondern auch den Maschinen- und Anlagenbauern frühzeitig vorstellen.
Was ist für Endress+Hauser der Schlüssel zum Erfolg in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern?
Die offene Kommunikation mit allen Projektbeteiligten ist das A und O. Je einfacher wir unseren Kunden das Leben machen, je besser wir Projekte mit Maschinen- und Anlagenbauern koordinieren, desto lieber arbeiten sie mit uns als Partner zusammen!
Friedhelm Möginger arbeitet als Verkäufer im Außendienst für die deutsche Vertriebsgesellschaft. Vom Büro München aus betreut er Kunden aus der Lebensmittelindustrie, dem Wasser- und Abwassersektor sowie den Life Sciences.
Veröffentlicht am 01.01.2018, zuletzt aktualisiert am 29.09.2022.
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