Kräfte bündeln

Ob Effizienz, Konformität oder Dekarbonisierung – Unternehmen in der Prozessindustrie stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Um Kunden dabei noch besser zu unterstützen, haben Endress+Hauser und SICK eine strategische Partnerschaft in der Prozessautomatisierung geschlossen.

Text: Martin Raab
Fotografie: SICK, Endress+Hauser
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Schon vor mehr als einem Jahr haben der deutsche Sensorspezialist SICK und Endress+Hauser die Absicht bekundet, ihre Kräfte in der Prozessautomatisierung zu bündeln. Im Sommer dieses Jahres haben Vertreter der beiden Familienunternehmen nun eine entsprechende Vereinbarung geschlossen. Stimmen die Kartellbehörden der Transaktion zu, kann die strategische Partnerschaft zum Jahreswechsel 2024/25 in Kraft treten.

Im Kern geht es darum, die Prozessanalyse- und Gas-Durchflussmesstechnik von SICK künftig ausschließlich über Endress+Hauser zu vertreiben. Dafür sollen zum Jahreswechsel rund 800 spezialisierte Vertriebs- und Servicemitarbeitende in 43 Ländern von SICK zu Endress+Hauser wechseln. Produktion und Entwicklung der Geräte übernimmt zum gleichen Zeitpunkt ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem beide Partner je 50 Prozent halten. Es wird an mehreren deutschen Standorten über 730 Mitarbeitende beschäftigen.

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2 Viele Kunden in der Prozessindustrie nutzen schon heute sowohl Produkte von SICK als auch Endress+Hauser, um ihre Effizienz zu steigern.

SICK 20AG

1 Prozessanalysatoren und Gas-Durchflussmessgeräte von SICK sollen ab 2025 allein über Endress+Hauser vertrieben werden.

Breiteres Portfolio, umfassendere Kompetenz

Die Produktportfolios der beiden Unternehmen in der Prozesstechnik sind komplementär und ergänzen sich. Die Prozessanalysatoren und Gas-Durchflussmessgeräte von SICK werden vor allem in Abfallverbrennungsanlagen, Kraft-, Stahl- und Zementwerken, in der Öl- und Gasindustrie, in Anlagen der Chemie und Petrochemie sowie in maritimen Anwendungen eingesetzt, etwa für die Durchflussmessung von Erdgas und Wasserstoff oder zur Emissionsmessung bei der Rauchgasreinigung.

Ziel der Partnerschaft ist es, die Kunden in der Prozessindustrie noch besser dabei zu unterstützen, ihre Effizienz und Nachhaltigkeit zu steigern. Sie sollen von einem breiteren Lösungsangebot und einer höheren Innovationsgeschwindigkeit profitieren. Schon bisher haben beide Firmen immer wieder auftrags-, projekt- und kundenbezogen kooperiert. Über das globale Endress+Hauser Vertriebsnetz können künftig zusätzliche Kunden angesprochen, weitere Branchen erreicht und neue Anwendungsgebiete erschlossen werden. Um Innovationen voranzutreiben und Synergien zu nutzen, wird das Gemeinschaftsunternehmen für Produktion und Entwicklung sich mit den Kompetenzzentren von Endress+Hauser eng vernetzen.

Partner haben viele Gemeinsamkeiten

Als Familienunternehmen teilen SICK und Endress+Hauser ein ähnliches Wertegerüst, eine Firmenkultur, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, sowie eine langfristige strategische Ausrichtung. Beide Unternehmen begreifen die nachhaltige Transformation der Prozessindustrie als Chance für ihr Geschäft. Gemeinsam möchten sie ihre Kunden bei wichtigen Themen wie Energie- und Ressourceneffizienz unterstützen und sie langfristig bei der Dekarbonisierung ihrer Produktionsprozesse begleiten.

Beide Seiten arbeiten derzeit mit hoher Priorität daran, den nahtlosen Übergang des Geschäfts vorzubereiten. Bis zum Closing werden SICK und Endress+Hauser ihre Kunden in der Prozessautomatisierung weiter unabhängig voneinander unterstützen. Das starke Kerngeschäft der Fabrik- und Logistikautomation von SICK bleibt von dem vereinbarten Zusammenschluss mit Endress+Hauser unberührt und wird durch eine stärkere Fokussierung profitieren.

Intelligente Sensorlösungen

In Verbindung mit präziser Optik und intelligenter Elektronik löst Licht eine Vielzahl von Aufgaben: Dieses Potenzial erkannte Dr. e.h. Erwin Sick schon früh und gründete 1946 ein eigenes Unternehmen. Zu den ersten Produkten zählte ein Lichtvorhang, der Arbeitsunfälle an Maschinen verhindert. Seitdem entwickelte sich SICK zu einem der weltweit führenden Anbieter intelligenter Sensoren und Lösungen für die industrielle Automation. Heute zählt das Unternehmen mit Sitz im süddeutschen Waldkirch zu den Technologie- und Marktführern. Es ist mit 60 Tochtergesellschaften und Beteiligungen sowie zahlreichen Vertretungen rund um den Globus präsent. SICK beschäftigt mehr als 12.000 Mitarbeitende weltweit und erzielte im Geschäftsjahr 2023 einen Konzernumsatz von 2,3 Milliarden Euro. Im Kern des Geschäfts stehen die Fabrik- und Logistikautomation, wo SICK über 80 Prozent des Umsatzes generiert.

2023

OKTOBER: Gemeinsame Absichtserklärung von SICK und Endress+Hauser über eine strategische Partnerschaft in der Prozessautomatisierung.

Prüfung der Möglichkeit einer engen Zusammenarbeit; Entwurf eines Geschäftsmodells für die Vermarktung der Prozesstechnik über Endress+Hauser

2024

JULI: Nach dem Ja der beiden Aufsichtsgremien unterzeichnen SICK und Endress+Hauser den Vertrag über eine strategische Partnerschaft.

Vorbereitung der Systeme und Prozesse für die Integration; Bildung eines Joint Ventures für Produktion und Entwicklung.

2025

JANUAR: Das Joint Venture nimmt seine Arbeit auf, der Vertrieb von Prozesstechnik erfolgt ausschließlich über Endress+Hauser.