„Ich kämpfe um jedes Milliwatt“

Als Elektronikentwickler sorgt Romuald Girardey dafür, dass Messgeräte von Endress+Hauser möglichst wenig Strom verbrauchen. Doch auch privat verschwendet er keine Energie. Weshalb ihm das wichtig ist, erzählt er hier.

Aufgezeichnet von Christine Böhringer
Fotografie: Andreas Mader
Romuald Girardey works for Endress+Hauser as an electronics developer.
Dr Romuald Girardey holds a doctorate in electrical engineering and has worked at Endress+Hauser for 26 years. In technology development, he is an expert in designing microchips and complex semiconductor packages.

Dr. Romuald Girardey ist Experte für das Design von Mikrochips und von komplexen Chipgehäusen.

Es gibt wohl kaum einen Elektronikentwickler, der sich persönlich nicht für Nachhaltigkeit interessiert. Denn in unserem Beruf haben wir den Anspruch, Energie effizient zu nutzen. Auch ich kämpfe schon mein ganzes Arbeitsleben bei Endress+Hauser um jedes Milliwatt. Unsere Sensoren sollen mit möglichst wenig Strom auskommen. Das verlangt die gängige 4…20-mA-Technik in vielen Anlagen. Und natürlich wollen wir die Umweltauswirkungen unserer Geräte gering halten.

Meine Spezialität ist das Entwickeln anwendungsspezifischer integrierter Schaltungen. Diese Mikrochips müssen als Herzstücke unserer Geräte in Zeiten der Digitalisierung immer mehr können. So wird etwa die Schwinggabel unseres neuen Grenzschalters Liquiphant FTL43 nicht mehr analog, sondern digital angeregt. Aber einen Mikrochip, der den dafür nötigen komplexen Algorithmus schnell und energieeffizient ausführen kann, gibt es nicht auf dem Markt. Deshalb habe ich ihn selbst designt – sowohl den Prozessorkern als auch die Peripherie.

Auf das Ergebnis meiner Arbeit bin ich stolz. Denn der von mir entwickelte Mikrochip ist einzigartig: Er ist hochleistungsfähig und verbraucht gerade einmal 1,5 Milliwatt Strom. Zum Vergleich: Ein Fernseher, der im Standby-Modus ist und damit nichts macht, beansprucht ein ganzes Watt, mehr als das 600-Fache. Der Chip soll deshalb künftig in allen neuen Grenzschaltern verbaut und auch in anderen Produktfamilien eingesetzt werden.

Kein Wunder, dass ich auch an meinem privaten Energieverbrauch arbeite. Als meine Frau, sie ist ebenfalls Elektronikerin, und ich vor über zehn Jahren ein altes Haus gekauft haben, war es eine echte CO2-Schleuder: Ölheizung und null Isolierung. Ich habe es dann in Eigenregie kernsaniert. Heute benötigen wir durch Wärmedämmung, dreifach verglaste Fenster und eine Lüftungsanlage mit Wärmetauscher sehr wenig Energie – und die ist regenerativ erzeugt. Wir haben Module für Solarthermie und Photovoltaik auf dem Dach, eine Wärmepumpe, einen Wärme- und einen Energiespeicher. Eine smarte Automation steuert das alles und sämtliche Verbraucher im Haus mit Hilfe von Wetter- und Umweltdaten. So wird keine Energie verschwendet.

Manche denken vielleicht: Auf ein Watt mehr oder weniger kommt es doch nicht an! Doch ich möchte meinen ökologischen Fußabdruck möglichst klein halten. Ich sehe in meiner Heimat, dem Elsass, heute schon die Auswirkungen des Klimawandels. Mal regnet es zu viel, mal zu wenig; Wasser wird im Sommer knapp. Da mache ich mir natürlich Gedanken, wie ich meinen kleinen Töchtern eine gute Zukunft ermöglichen kann. Ich bin jedenfalls überzeugt: Selbst der kleinste Beitrag ist Teil einer größeren Lösung.

Das gilt auch für meine Arbeit. Endress+Hauser verkauft drei Millionen Messgeräte im Jahr. Viele davon sind zehn, fünfzehn Jahre im Einsatz, manche länger. Jedes Milliwatt weniger macht da in der Summe einen gewaltigen Unterschied – und trägt am Ende dazu bei, die Prozessindustrie ein wenig nachhaltiger zu machen.

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