Energie vom Windbaum
Aus der Ferne sieht er aus wie ein Baum – bei näherem Hinsehen entpuppt er sich als innovatives Kleinkraftwerk: Ein Windbaum erzeugt bei Endress+Hauser in Gerlingen umweltfreundlich Strom.
Der Windbaum ist nichts anderes als ein kleines Windkraftwerk – 9,90 Meter hoch, mit einem metallenen Stamm und Zweigen. Daran vertikale Windturbinen aus Kunststoff, die durch ihre grüne Farbgebung aus der Ferne großen Blättern gleichen. Vom Wind angetrieben, drehen sich die 54 Mini-Turbinen – jede rund 85 Zentimeter hoch – und erzeugen Strom. Bei einer Leistung von 4.000 Watt produzieren sie pro Jahr etwa 3.200 Kilowattstunden – genug, um einen Ein-Personen-Haushalt zu versorgen. Im Vergleich zu einem großen Windrad erscheint das wenig. Das kleine Windkraftwerk bietet aber entscheidende Vorteile: Die kompakte Größe macht eine Installation im urbanen Umfeld möglich. Die blattförmigen Turbinen können alle Arten von Wind nutzen – selbst verwirbelte Luftströmungen, wie sie in bebauten Gebieten häufig auftreten. Zudem arbeiten sie nahezu geräuschlos. Erfinder Jérôme Michaud-Larivière schätzt, dass sein Kleinstkraftwerk bei üblichen Windverhältnissen 320 Tage im Jahr laufen kann – und das bei einer Lebensdauer von 25 Jahren.
„Der Windbaum ist für uns ein sichtbares Bekenntnis zum verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen“, sagt Manfred Jagiella, Geschäftsführer von Endress+Hauser Liquid Analysis. Schon seit Jahren setzt das Unternehmen ein nachhaltiges Energiekonzept konsequent um: Im Rahmen des Aus- und Umbaus in Gerlingen wurde die Gebäudetechnik grundlegend auf Energieeffizienz ausgelegt; seither wird diese immer weiter optimiert. Der Strom aus dem Windkraftwerk kommt jetzt der umweltfreundlichen Mobilität zugute: Er fließt direkt in eine innovative Redox-Flow-Batterie, die wiederum eine Elektrotankstelle vor dem Gebäude versorgt. „Damit fahren unsere eigenen Elektrofahrzeuge und die unserer Besucher künftig mit klimaschonend und autark produzierter Energie“, sagt Manfred Jagiella.
Grüner Neubau
Die Endress+Hauser Gruppe investiert in Kanada 19 Millionen Euro in ein neues, ganz auf Nachhaltigkeit ausgelegtes Kunden- und Schulungszentrum. Das rund 4.400 Quadratmeter große Gebäude in Burlington in der Provinz Ontario soll die Energie, die es benötigt, komplett aus regenerativen Quellen vor Ort decken – und damit CO2- neutral arbeiten. „Unser Ziel ist ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Gebäude, das nicht nur am Tag seiner Einweihung nachhaltig ist, sondern auch noch Jahrzehnte später“, erklärt Anthony Varga, Geschäftsführer von Endress+Hauser Kanada. Doppelseitige Solarpanele auf dem Dach erzeugen Strom, eine geothermische Anlage liefert Wärme aus der Tiefe. Das Gebäude hängt zudem nicht am örtlichen Wasserleitungsnetz, und seine Hülle hat eine dreifach verglaste Fassade. Angestrebt wird eine LEED-Zertifizierung (Leadership in Energy and Environmental Design) in Gold für ökologisches Bauen. Das Zentrum soll im Frühjahr 2021 eröffnet werden.
Veröffentlicht am 04.01.2020, zuletzt aktualisiert am 18.11.2022.
Tauchen Sie mit dem Newsletter von «changes» jeden Monat durch neue spannende Geschichten in die Welt der Prozessindustrie ein!
Newsletter abonnieren