Blick aufs Wesentliche
Niemand kann gleichzeitig alles tun – auch nicht in Sachen Nachhaltigkeit. Endress+Hauser konzentriert sich auf jene Themen, die den größten Einfluss haben, um ökologisch, sozial und ethisch noch besser zu werden.
Worauf es ankommt
Als Familienunternehmen hat Endress+Hauser das Ziel, nachhaltig zu wirtschaften, also ökonomischen Erfolg mit ökologischer und sozialer Verantwortung zu verbinden. Um dabei weiter die richtigen Prioritäten zu setzen, hat Endress+Hauser nun mit einem unabhängigen Beratungsunternehmen eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt. Diese identifiziert neun Nachhaltigkeitsthemen, die besonders relevant sind – weil Endress+Hauser auf diese großen Einfluss ausübt oder sie umgekehrt für den Unternehmenserfolg von besonderer Bedeutung sind. „Die Themen werden die Grundlage für die weitere Ausrichtung unserer Nachhaltigkeitsstrategie und unsere künftige Nachhaltigkeitsberichterstattung bilden“, sagt Julia Schempp, Corporate Sustainability Officer der Firmengruppe.
Für die Analyse bewerteten verschiedene Anspruchsgruppen des Unternehmens 37 Themenfelder aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Als wichtigstes Thema für Endress+Hauser wurde die Unternehmenskultur eingestuft, in der die Geschäftsethik tief verankert ist. Gleich dahinter folgt die Bekämpfung des Klimawandels. Endress+Hauser hat sich 2023 zur Science Based Target Initiative bekannt mit dem Ziel, den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2050 auf netto null zu senken. Als Experte für Prozessautomatisierung unterstützt Endress+Hauser zugleich die nachhaltige Transformation der Prozessindustrie.
Im Bereich Umwelt wurden so auch das Energiemanagement, der Umgang mit Gefahrstoffen sowie Ressourcenzuflüsse und -nutzung in der Kreislaufwirtschaft als wesentlich erachtet. Im Bereich Soziales geht es um Arbeitsbedingungen, Diversität und die Menschenrechte der eigenen Mitarbeitenden. Von besonderer Bedeutung sind auch die hohen Standards in der Produktsicherheit und damit die persönliche Sicherheit der Kunden.
20 Jahre
schon ist Nachhaltigkeit einer der Markenwerte von Endress+Hauser
2050
spätestens will Endress+Hauser den CO₂-Ausstoß auf netto-null reduziert haben
9 Kern- themen
Kernthemen leiten künftig die globale Nachhaltigkeitsstrategie von Endress+Hauser
3 Fragen an Julia Schempp
Als Corporate Sustainability Officer und Menschenrechtsbeauftragte verantwortet Julia Schempp die Nachhaltigkeitsstrategie der Firmengruppe.
Mit der doppelten Wesentlichkeitsanalyse wissen Sie nun, welche Nachhaltigkeitsthemen aktuell für Endress+Hauser besonders relevant sind. Gab es Überraschungen?
Überraschend war, wie einheitlich die verschiedenen Anspruchsgruppen innerhalb von Endress+Hauser vom Topmanagement bis zu den Fachkräften aus verschiedenen Ländern, Einheiten und Funktionsbereichen die insgesamt 37 Themenfelder beurteilt haben. Das zeigt, dass wir die für uns wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen schon sehr lange im Unternehmen und in unserem Geschäft im Fokus haben.
Die Unternehmenskultur wurde als wesentlichstes Thema identifiziert. Was sind die Hintergründe?
Die bis heute stark von der Gesellschafterfamilie geprägte Unternehmenskultur wurde so hoch bewertet, weil sie die Basis des nachhaltigen Erfolgs von Endress+Hauser bildet. Sie stellt die Menschen in den Mittelpunkt und orientiert sich an den vier Markenwerten Einsatz, Exzellenz, Nachhaltigkeit und Freundlichkeit. Das führt zu Kundennähe, einer hohen Innovationskraft, einem guten Miteinander und zum Willen, die Dinge langfristig zum Besseren zu verändern. Die Analyse hat noch einmal gezeigt, wie wichtig es ist, dieses Fundament zu stärken und zu pflegen.
Wie geht es jetzt weiter?
Wir prüfen derzeit für jedes der neun wesentlichen Themen, wie wir es noch stärker in der
Unternehmensführung, aber auch in den einzelnen Prozessen und Funktionsbereichen über die gesamte Firmengruppe hinweg verankern können. Künftig werden wir zudem die doppelte Wesentlichkeitsanalyse regelmäßig aktualisieren und die Relevanz weiterer Themen überprüfen.
Gästehaus mit Geschichte
Endress+Hauser hat das ehemalige Wohnhaus von Firmengründer Georg H. Endress und seiner Frau Alice zu einem Gästehaus umgebaut. Es soll von Mitarbeitenden des Unternehmens, das im Nachbarort beheimatet ist, sowie von Angehörigen der Gesellschafterfamilie für Übernachtungen bei Besuchen und für Seminare genutzt werden. Bei der Auswahl der Materialien wurde auf Nachhaltigkeit geachtet, eine Photovoltaikanlage sorgt für erneuerbare Energie. Die Räume sind hell gestaltet, das Interieur ist hochwertig. Damit wird auch die Unternehmenskultur sichtbar: Georg H. Endress war es stets ein Anliegen, den Mitarbeitenden ein gutes Umfeld zu schaffen.
Vielfalt fördern
Das Women’s Integrated Network (WIN) von Endress+Hauser feiert 2024 sein fünfjähriges Bestehen. Seit der Gründung treibt die Initiative erfolgreich die Förderung von Frauen bei Endress+Hauser voran und leistet einen Beitrag zu Diversität und Inklusion im Unternehmen. Gruppengesellschaften, die das Thema besonders tief verankern, weisen bereits messbare Erfolge aus. Bis 2030 soll der Anteil von Frauen in der Belegschaft global 40 Prozent betragen, in Schlüsselpositionen 30 Prozent. Eine ausgewogene und vielfältige Arbeitsumgebung soll helfen, diese Ziele zu erreichen.
600
einheimische Baum- und Strauchsetzlinge bilden die Grundlage des Miyawaki-Waldes von Wroclaw, den das Team von Endress+Hauser Polen initiiert hat. Der Miniaturwald, gerade einmal 200 Quadratmeter groß, geht auf eine Idee des japanischen Botanikers Akira Miyawaki zurück. Dank einer effizienten Aufforstungsmethode wachsen Miyawaki-Wälder rasant, haben eine hohe Pflanzendichte – und tragen so zum Klimaschutz bei. Die kleine grüne Lunge im Stadtgebiet entzieht der Atmosphäre Kohlendioxid, filtert Staub und Schadstoffe, speichert Wasser und bietet Vögeln sowie Insekten einen Lebensraum.
„Das Projekt ist nicht nur unser Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen in der Stadt, sondern auch eine Möglichkeit, die Gemeinschaft und das Umweltbewusstsein zu fördern.“
Maciej Turkiewicz,
Vertriebschef von Endress+Hauser Polen
Ziemlich beste Freunde
Manchmal sind sich der erste und der zweite Arbeitsmarkt ganz nah. Etwa in Reinach: Unmittelbar neben Endress+Hauser Flow hat sich promonta angesiedelt, ein integrativer Betrieb der Eingliederungsstätte Baselland (ESB). Dort arbeiten Menschen mit körperlichen, geistigen und psychischen Einschränkungen. Was die beiden Unternehmen verbindet? Durchflussmessgeräte. Endress+Hauser produziert sie – und promonta baut dafür unter anderem Elektronikgehäuse montagefertig zusammen.
„Unser Ziel ist es, Menschen mit Unterstützungsbedarf die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten zu entfalten, Eigenverantwortung zu übernehmen und sie an einer wertvollen Arbeit teilhaben zu lassen“, sagt der langjährige promonta-Betriebsleiter Nikola Kafadar. Diesen sozialen Auftrag unterstützt Endress+Hauser seit über 30 Jahren. Damals wurden erste Arbeiten an die ESB-Werkstätten vergeben. Im Laufe der Zeit stieg die Zahl der produzierten Durchflussmessgeräte beständig an – und das Auftragsvolumen wurde so groß, dass die ESB 2007 schließlich promonta als eigenständigen Betrieb ins Leben rief.
Potenziale fördern
Heute liefern rund 90 Mitarbeitende jährlich 750.000 Baugruppen an die Produktionsstätten von Endress+Hauser Flow weltweit, inklusive Qualitätskontrolle und Logistik. Die Arbeitsplätze sind hochmodern, der ganze Betrieb ist eng in die Produktionssysteme von Endress+Hauser eingebunden. Zugleich arbeiten die Beschäftigten von promonta in einer geschützten Umgebung und mit enger Betreuung. „Die Aufgaben bei uns sind vielfältig und unterschiedlich schwierig. So schaffen wir Arbeit, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Unterstützungsbedarf abgestimmt ist, und tragen dazu bei, ihre berufliche Teilhabe und Selbstverwirklichung zu fördern“, sagt Nikola Kafadar.
Dieses Vorgehen stellt zugleich sicher, dass promonta die Baugruppen so liefert, wie Endress+Hauser es erwartet. „In Bezug auf Qualität, Liefertreue und Kosten merken wir keinen Unterschied zu anderen Partnern“, sagt Manfred Bieli. Der langjährige Werksleiter hatte einst die Zusammenarbeit mit der ESB ins Leben gerufen. Mittlerweile zählt promonta zu den A-Lieferanten und wird bevorzugt beauftragt. „Unsere Beschäftigten sind stolz, so industrienah zu arbeiten“, sagt Nikola Kafadar. Regelmäßig werden promonta-Mitarbeitende bei Endress+Hauser Flow eingesetzt oder finden mit einer Anstellung dort zurück in den ersten Arbeitsmarkt. „Mit diesem Modell kommen wir der Inklusion näher“, sagt Nikola Kafadar.
1 Pioniere: Manfred Bieli (links) von Endress+Hauser und Nikola Kafadar von der ESB haben die Zusammenarbeit geprägt.
2 Qualität: promonta ist heute A-Lieferant von Endress+Hauser.
3 Konzentration: Die Mitarbeitenden bauen Elektronikgehäuse montagefertig zusammen.
Veröffentlicht am 09.10.2024, zuletzt aktualisiert am 12.11.2024.
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