Aus der Praxis, für die Praxis

Dank des Erfindergeists von Raoul Merklen können Flansche in kürzester Zeit repariert werden.

Mann hält Metallstück und schaut es sich an

Flansche sind das Verbindungsstück zwischen Messgerät und Prozess. Eine Beschädigung der Kontaktfläche kann dazu führen, dass diese Verbindung undicht wird. Schon bei einer kleinen Verletzung muss der Flansch daher ersetzt werden. Die Elektronik muss entfernt, der Flansch abgetrennt, die Schweißnaht ausgeschliffen und das Gerät neu kalibriert werden. Arbeitszeit: gut und gerne sechs Stunden. Muss ein Sonderflansch nachbestellt werden, vergehen Tage. Außer man hat Raoul Merklen im Team. Der Mechaniker bei Endress+Hauser Flow repariert Flansche in 15 Minuten. Sein Geheimnis: Er trennt den Anschluss nicht vom Messgerät ab, sondern operiert am „offenen Herzen“. Er poliert mit einem Feinschleifwerkzeug lediglich die Kerbe(n) heraus (oder schweißt sie bei gröberen Verletzungen zu). Zwar geht bei diesem Arbeitsschritt die erwähnte Schraffur auf der Kontaktfläche verloren, was den Flansch unbrauchbar macht. Doch Raoul Merklen hat ein Werkzeug entwickelt, das ihm erlaubt, die feinen Rillen auf der Kontaktfläche wieder akkurat im Radius nachzuziehen. Dank seines Spezialwerkzeugs, das an einen Zirkel erinnert, sieht der Flansch am Ende aus wie neu. „In Cernay konnte ich auf diese Weise sechs Titangeräte retten, die je 25.000 Euro kosten“, sagt der Elsässer stolz. „Ohne die Reparatur hätte der Kunde acht Monate auf Ersatz warten müssen.“

Mann hält Metallstück

Viel Erfahrung

Raoul Merklen ist seit 30 Jahren bei Endress+Hauser Flow. Er hat als Logistiker, Monteur, Mechaniker und Schweißer gearbeitet. Seine Erfahrung ist Gold wert: Heute ist er Polierexperte und bedient den neuen Polierroboter, der Durchflussmessgeräten den letzten Schliff gibt. Die Maschine macht keine Fehler. Doch bis ein Gerät produziert, kalibriert, verpackt und beim Kunden eingebaut ist, geht es durch viele Hände. Eine Unachtsamkeit, ein Anstoßen genügt, und der Schaden ist passiert. Regelmäßig landen beschädigte Flansche auf seinem Arbeitstisch, sei es aus der Produktion oder vom Kunden. Im Notfall rückt er auch mal mit seinem Spezialwerkzeug aus, um vor Ort Hilfe zu leisten. „Wenn ich ein Gerät retten kann, ist es für mich ein guter Tag“, sagt er. „Egal wo der Schaden entstanden ist – wir stehen für höchste Qualität, und jeder Kunde hat Anspruch auf ein makelloses Gerät.“ Dank seiner Erfindung, die er mit Rainer Lorenz und Gebhard Gschwend vom Werkzeugbau umgesetzt hat, konnte er schon vielen Kunden aus der Patsche helfen – und hat verdientermaßen den Process Innovation Award 2021 gewonnen.